Interview mit Artur Ostermaier, Bürgermeister der Gemeinde Steißlingen

„Erfolg durch ein ganzheitliches Angebot“

Die Hegau-Gemeinde Steißlingen verzeichnet seit Jahren steigende Einwohnerzahlen und eine florierende wirtschaftliche Entwicklung. Im Interview mit der NEUNsight erläutert Artur Ostermaier, Bürgermeister von Steißlingen, die Gründe für den Erfolg.

Als kleine Gemeinde in der Nähe der Oberzentren Konstanz und Singen ist Kreativität in der kommunalen Wirtschaftsförderung gefragt. Wie geht Steißlingen vor, um neue Arbeitsplätze und Einwohner zu bekommen?

Artur Ostermaier: Es ostermaier_1müssen zwei Dinge zusammen kommen, damit erfolgreich in beiden Bereichen gearbeitet werden kann, die ohnehin unmittelbar miteinander verbunden sind. Heutzutage ist es für Unternehmen zunehmend schwieriger geworden gute Mitarbeiter zu finden. Daher sind „weiche Faktoren“ wie Angebote für Familien, umfassende Betreuungsmöglichkeiten vom Kindergarten bis hin zum Ende der Schulzeit ausschlaggebend dafür, ob sich Menschen dafür entscheiden hier oder dort zu leben und zu arbeiten. Wir haben mehr als 15 Millionen Euro in den letzten Jahren in diesem Bereich investiert.

 Welche Bedeutung hat neben dem produzierenden Gewerbe der Dienstleistungsbereich für Ihre Gemeinde und wie wichtig sind Unternehmen wie die K.O.M. GmbH bzw. die Neun Consulting Group als sogenannte „Think Tanks“ für die Region?

Artur Ostermaier: Wir sind in der glücklichen Lage zu sagen, dass die Mischung zwischen beiden Bereichen in unserer Gemeinde stimmt. Zudem ist unsere Region doch prädestiniert dafür, sogenannte Denkfabriken wie die K.O.M. GmbH und die Neun Consulting Group zu beherbergen, die wichtig für die Region sind. Allerdings muss das Umfeld passen und darf keine reine oder besonders dominierende Struktur in Richtung Dienstleistung oder produzierendem Gewerbe aufweisen.

Die räumliche Nähe zum Bodensee setzt auch touristische Aktivitäten voraus. Was kann die Gemeinde tun, um den Standort Steißlingen auch für Urlauber interessant zu halten?

Artur Ostermaier: Unsere Gemeinde ist mehr als 50 Jahre touristisch aktiv und staatlich anerkannter Erholungsort. Wir setzen in diesem Bereich besonders auf Urlauber, die Ruhe und Erholung suchen. Unsere Zielgruppe sind Familien und Senioren sowie verstärkt seit einigen Jahren radfahrende und mountainbikende Urlauber.  Zudem bietet sich der Hegau auch als „Premium-Wanderregion“ besonders an.

Wie wichtig ist ein funktionierendes Gemeindeleben für die positive Entwicklung der Gemeinde und wie schätzen Sie die Bedeutung von „social events“, wie Sie mit der K.O.M. GmbH im nächsten Jahr planen, ein?

Artur Ostermaier: Ein funktionierendes Gemeindeleben ist überaus wichtig für die positive Entwicklung unserer Gemeinde. Dazu müssen alle Gruppen in der Gemeinde eingebunden werden und auf veränderte Rahmenbedingungen in der Zukunft vorbereitet und mit ihren Ideen und Wünschen Berücksichtigung finden. Ein wichtiger Faktor dazu ist die gezielte Unterstützung des Ehrenamtes in Steißlingen. Dazu zähle ich auch solche „social events“ wie wir sie mit der K.O.M. GmbH und Herrn Neun im Jahr 2017 angehen wollen.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft auf Steißlingen besonders intensiv zukommen?

Artur Ostermaier: In näherer Zukunft wird die Flüchtlings-Integration eine wesentliche Rolle in Steißlingen spielen. Diese Herausforderung, die als Chance verstanden werden muss, wird allerdings nach meiner Meinung wesentlich mehr Zeit benötigen als bisher angenommen. Zunächst muss Wohnraum für die aus den Sammelunterkünften kommenden Flüchtlinge angeboten oder gar neu geschaffen werden. Doch für eine wirkliche Integration der Flüchtlinge muss ein wesentlicher Teil dieser Aufgabe von den Unternehmen der Region geleistet werden, die ausreichend Arbeitsplätze zur Verfügung  stellen müssen, damit auch eine wirtschaftliche Integration der Flüchtlinge erfolgreich erfolgen kann.

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