Hohe Mobilität als Gesundheitsfaktor

Die digitale Revolution mit den innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien treibt die Ausweitung der räumlichen Mobilität stark voran. Prognosen sagen sogar ein weiteres Wachstum des bereits sehr großen Ausmaßes voraus (z.B.Kesselring & Vogl 2010). Mobilität prägt damit den Alltag von Berufstätigen aller Sozial- und Bildungsschichten und kann deutliche Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensführung haben (IGA Report Arbeitsbedingte räumliche Mobilität und Gesundheit 2015).

Mobile Arbeit ist in der Regel mit mehr Autonomie und Handlungsspielräumen verbunden, was bei entsprechender Gestaltung durchaus eine gesundheitsförderliche Ressource darstellt, wie im obigen Abschnitt bereits diskutiert wurde. Zudem bietet sie oft abwechslungsreiche Aufgaben und die Chancen zum Erwerb neuer Kompetenzen. Keinesfalls zu vernachlässigen sind jedoch die potenziellen Belastungsquellen, wie beispielsweise die höheren Anforderungen an das Selbstmanagement, die erschwerte Planbarkeit und der zusätzliche Koordinationsaufwand im beruflichen wie auch im privaten Bereich. Mobil Arbeitende dürfen nicht nur, sondern sie müssen selbst entscheiden. Zudem beinhaltet mobile Arbeit häufig weniger Routinetätigkeiten, was die Arbeitsintensität erhöht (vgl. Kesselring & Vogl, 2010).

Ein wesentlicher Belastungsfaktor ist die chronische Zeitknappheit, deren Wahrscheinlichkeit mit zunehmendem Ausmaß der beruflichen Mobilität steigt. Sie erhöht wiederum das Stresserleben, was neben den kurz- und mittelfristigen Stresssymptomen (Nervosität, Erschöpfung, Schlafstörungen) langfristig in Depression, Angststörungen und Burnout resultieren kann.

Wichtige soziale Ressourcen (Familie, Partnerschaft und Freunde) werden durch die mobile Arbeit gefährdet (vgl. Ducki 2010). Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschieben sich oder werden aufgehoben. Mit höherem Anteil der Einzelarbeit und der Arbeitseinsätze außerhalb des Unternehmens sinkt die Verbindung zum und die Integration in das Unternehmen. Die Gefahr von Kommunikationsbarrieren, Informations- und Partizipationsdefiziten, fehlender Rückmeldung, Anerkennung und Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen steigt.

Die überwiegende Kommunikation per E-Mail und Mobiltelefon kann einerseits Arbeitserleichterungen und mehr Spielräume zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bieten, ist jedoch auch oft mit dem Risiko der Informationsüberflutung und dem impliziten Druck einer ständigen Erreichbarkeit verbunden. Repräsentative Befragungen zeigen, dass Arbeitnehmer hierunter leiden und sich häufiger gehetzt fühlen. Ständige Erreichbarkeit wird zudem als Ursache für Stressempfinden und Schlafstörungen gesehen. Zu den Chancen und Risiken der „elektronischen Mobilität“ muss jedoch gesagt werden, dass bisher gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse weitgehend fehlen.

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