Die K.O.M. GmbH aus Allensbach hat eine aktuelle Studie mit dem Titel: „Systempartnerschaft im Gesundheitswesen“ durchgeführt.
Lesen Sie Auszüge aus dem Interview mit dem CEO der K.O.M. GmbH, Herrn Winfried Neun, den wir zu den Studienergebnissen befragt haben.
Wortflamme-Redaktion (W-R): Herr Neun, in Ihrer aktuellen Studie „Systempartnerschaften im Gesundheitswesen“ haben Sie sich mit einem sehr zukunftsweisenden Thema beschäftigt. Was verstehen Sie unter Systempartnerschaft?
Herr Neun: Mit dieser Frage sprechen Sie schon eines der zentralen Problemstellungen für die Branche an. Der Begriff „Systempartnerschaft“ wird von vielen Akteuren unterschiedlich genutzt. Für die Einen ist es die reine vertragliche Kooperation zwischen Lieferant und Abnehmer, also die Zusicherung von Abnahmemengen zu günstigen Konditionen, für die Anderen ist die Systempartnerschaft ein Prozess der kontinuierlichen Verbesserung von Zusammenarbeit, IT-Vernetzung und gemeinsamer Know-How-Entwicklung.
W-R: Und welchen ergänzenden Erkenntniswert hat Ihre Studie dazu bekommen?
Herr Neun: Nun, fast die Hälfte (47%) der befragten Gesundheitseinrichtungen, also Krankenhäuser und Pflegeheime, antworteten, dass sie nicht oder eher nicht und nur teilweise über die Möglichkeiten und die Ansätze einer Systempartnerschaft von der Industrie aufgeklärt wurden. Dies ist umso ernüchternder, da mit der Systempartnerschaft ein zentraler Ansatz der kooperativen Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen nicht genutzt wird. Eine Chance sowohl für die Industrie als auch für die Gesundheitseinrichtungen.
W-R: Auf was führt Ihre Studie diese verpassten Chancen zurück?
Herr Neun: Hierfür sind drei zentrale Punkte verantwortlich:
Erstens: Die Industrieunternehmen haben den Ansatz der Systempartnerschaft selbst noch nicht als strategisches Marktbearbeitungs- und Innovationsinstrument voll umfänglich bei sich eingeführt.
Zweitens: Den Gesundheitseinrichtungen wird zu oft unterstellt, dass diese für eine Systempartnerschaft nicht offen wären – unsere Studie zeigte jedoch, dass die Hälfte der befragten (49%) einer Systempartnerschaft eher offen gegenüber stehen, wenn die Industrie vernünftige Konzepte vorlegen würde – und damit sind wir beim dritten Punkt.
Drittens: Die Industrie ist relativ kreativlos wenn es um neue Ansätze der Kooperation, d.h. Partnerschaft mit Gesundheitseinrichtungen, geht. Die meisten Befragten beklagen, dass die Digitalisierung ebenso wenig in die Systempartnerschaften einfließt, wie die Frage der gemeinsamen Produktentwicklung, um die Kosten in den Gesundheitseinrichtungen gezielt zu senken.
W-R: Abschließende Frage an Sie: Was empfehlen Sie auf Basis Ihrer Studie den Akteuren im Gesundheitswesen?
Herr Neun: Es ist eindeutig erkennbar, dass die Gesundheitseinrichtungen sehr gerne mehr Partnerschaft suchen. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass die Krankenhäuser und Pflegeheime sehr knappe Mittel haben. Eine intelligente und nachhaltige Kooperation mit der Industrie als Win-Win-Situation wäre deswegen gewünscht. Dazu müssen die einzelnen Einrichtungen aber erst ihre eigenen Hausaufgaben machen, so z.B. was versteht das jeweilige Haus unter Qualität – wie ist die strategische Ausrichtung der Gesundheitseinrichtung – und wie weit soll die Digitalisierung genutzt werden?
Auf Seiten der Industrie sollte man verstärkt in das Miteinander investieren und weniger in die reine Absatzsicherung. Systempartnerschaft ist mehr als Rahmenverträge zu gestalten – es ist eine strategische Allianz zur Steigerung der Effizienz und Effektivität – gerade im Zeitalter der Digitalisierung. Denn nur wer eine echte Systempartnerschaft entwickelt, wird den Trend der Reduktion von Lieferanten bei den Gesundheitseinrichtungen erfolgreich überleben. Eine zentrale Grundbedingung ist dabei gegenseitiges Vertrauen, als Anfang von allem.
W-R: Vielen Dank für das Interview!
Möchten Sie mehr über die Studie „Systempartnerschaft im Gesundheitswesen“ erfahren? Kontaktieren Sie die K.O.M. GmbH unter info@kom-neun.de